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Roland Orzabal

Tomcats Screaming Outside

Jeder dürfte Roland Jaime Orzabal De La Quintana kennen. Er war Songwriter und Musiker (voc, g, key, programming) bei einer der erfolgreichsten Gruppen der letzten 20 Jahre. Gemeinsam mit Curt Smith (voc, b) eroberte er als Tears For Fears - benannt nach einem Buch von Arthur Janov über die Urschreitherapie - von Bath, England, aus die Welt mit einem Popsound, der zugleich anspruchsvoll und kommerziell war und mit einer Mischung aus elektronischen und akustischen Instrumenten gespielt wurde.

Ihr Debütalbum "The Hurting" erreichte in Großbritannien im März 1983 den ersten Platz und enthielt nicht weniger als drei Top 5-Singles: "Mad World", "Change" und "Pale Shelter". Innerhalb von zwei Jahren erregten Tears For Fears weltweites Interesse mit ihrer zweiten LP "Songs From The Big Chair", die den US-Chartsgipfel stürmte und samt den internationalen Hits "Shout", "Everybody Wants To Rule The World" (wurde mit dem Brit Award ausgezeichnet) eine Auflage von annähernd zehn Millionen erzielte.

Bis zum dritten Album vergingen vier Jahre, einerseits wegen des Perfektionismus von Orzabal, andererseits wegen seiner Abneigung als Berühmtheit zu gelten. In der Rolle des großen Stars fühlte er sich nicht sonderlich wohl und entschied sich deshalb für die Maxime "geh' fort und entwickle dich, ohne dabei von der Öffentlichkeit begafft zu werden". Von nun an folgte er seiner Urschreitherapie: "Deshalb haben Curt und ich Tears For Fears formiert", erklärt Roland, der wie sein Bandkollege eine schwere Kindheit erfahren hatte. "Geld machen, hieß die Strategie. Das war unsere Theorie und Philosophie. Und genau danach habe ich mich zwischen 1985 und 1991 gerichtet. John Lennon tat es sechs Monate, ich sechs Jahre. Ob es funktioniert hat? Auf jedem Fall war es beruhigend."

Das Album "The Seeds Of Love" erschien im Oktober 1989. Es war die Wartezeit wert, klang organischer als die Vorgänger, präsentierte die Soulsängerin Oleta Adams als Gaststar und beinhaltete Roland Orzabal's ambitionierteste Kompositionen (1986 gewann er als Songwriter des Jahres den prestigeträchtigen Ivor Novello Award) mit den weltweiten Erfolgen "Sowing The Seeds Of Love" und "Woman In Chains". Das Album verkaufte sich vier Millionen Mal.

Anfang der 90er Jahre wurde aus dem Duo ein Solist, weil Curt Smith unter Umständen die Band verließ, die Roland gern als "sehr bitter" beschreibt. Dessen ungeachtet bereicherte Orzabal weiterhin die Charts, sowohl als Tears For Fears als auch als Studiogeheimwaffe. 1990 produzierte er für Oleta Adams das Nummer-Eins-Album "Circle Of One", während er für die vierte Tears For Fears-LP "Elemental" alle Leadvocals übernahm und bewies, daß er nach wie vor Minisymphonien zu schreiben vermochte, darunter die Würdigung an den Beach Boys-Chef "Brian Wilson Said". Beim Nachfolger "Raoul And The Kings Of Spain" berief sich Orzabal auf seine spanischen Wurzeln. Die Platte ist noch immer sein Favorit. Um es mit Roland's Worten zu sagen: "Sie ist die Kernaussage über das, was Tears For Fears bedeutete. Es war mein Statement in seiner reinsten Form".

Als Roland 1996 eine sechsmonatige Tour für das 'Raoul'-Album beendet hatte, begann er mit der neuen Künstlerin Emiliana Torrini in seinem Heimstudio in Bath zu arbeiten. "Es tat mir gut", sagt er über Torrini's LP "Love In The Time Of Science", die 1999 veröffentlicht wurde. "Meine eigenen Sachen und meine Stimme begannen mich zu langweilen. Sie war so jung und unbefangen und hatte eine phantastische Energie".

In dem Augenblick, als Roland an der Produktion eines neuen Albums zu verzweifeln schien, traf ihn die Inspiration. Aber dieses Mal sollte es keine Tears For Fears-Platte, sondern ein Roland Orzabal-Album werden. Sein Debüt, wenn man so will. Einfach noch einmal von vorn anfangen. Hat er sich dabei unwohl gefühlt? "Nein", antwortet Roland, "Tears For Fears waren mir unheimlich geworden, besonders am Ende, da sie sich mehr und mehr auf mich reduzierten. Diesmal ist das Gefühl gut. Offen und aufrichtig".

Co-produziert von Alan Griffiths und eingespielt mit den Musikern der "Raoul"-Tour ist "Tomcats Screaming Outside" das sechste Album von Roland Orzabal, und es ist anders als die anderen. "Mit 'Raoul' habe ich mein ganz persönliches Statement abgegeben, deshalb wollte ich nicht über das Schreiben, was sich in meinem Kopf und meinem Leben abspielt. Ich wollte über dies und jenes schreiben. Das Ergebnis ist eine Sammlung der letzten drei, vier Jahre; Sketche, Experimente. Es gibt diesmal kein übergeordnetes Konzept oder Thema". Die Songs handeln von einem atheistischen Killer, frühreifen Mädchen, unserer Fast Food-Kultur, der Notwendigkeit von Betäubungsmitteln und den Krebstod.

Experiment" ist das treffende Wort: "Tomcats Screaming Outside" enthält Roland's erste Raubzüge durch Regionen des Ambient Techno ("Maybe Our Days Are Numbered"), Drum'n'Bass ("Kill Love" und "Hey Andy"), Trip Hop ("Snowdrop") und sogar Grunge ("Dandelion"). Musikalisch variabel und abenteuerlustig reflektiert das Album Roland's derzeitige Hörgewohnheiten - Photek, Roni Size & Reprazent, The Prodigy und Underworld - und repräsentiert die Abkehr von dem, was er bei "Raoul" als "auf Gitarren basierender Rock" beschrieb. Wie bei jedem Album seit "The Hurting" wird Roland auf dem Cover für seine Computerprogrammierung genannt. Doch damals waren Tears For Fears noch Pioniere des Electronic-Pop.

Ich habe sie Freunden vorgespielt und sie waren von der Energie überrascht", sagt Roland über "Tomcats" und weiter: "Ich dachte 'genau!' Ich wollte es bislang nicht wahrhaben, aber ich bin ein Adrenalintyp. Ich liebe Sport, ich mag es verrückt zu spielen. Ich laufe und gehe gerne ins Gym und spiele Tennis. Es geht mir nicht gut, wenn ich nicht in die Stimmung wie bei einem guten Tennismatch komme, wenn man schreit und kreischt und danach ein paar Bierchen trinkt " Whooh, besser kann es einem nicht gehen".

Roland ist glücklicher als je zuvor. In den 90ern hat "er alles nachgeholt," was er "in seiner Zurückhaltung in den 80ern" übersah - "ich habe alle Dinge getan, die ich bis dahin versäumt hatte". Nachdem er seine Dämonen mit der Urschreitherapie ausgetrieben hat und sich schließlich dem Rock'n'Roll-Exzess ausgelieferte, ist er jetzt ein kluger, liberaler und zufriedener Mann mit zwei Kindern, der seine Gedanken auf das Hier und Jetzt konzentriert. "In 20 Jahren ist das die erste Platte, die nicht von der Vergangenheit beherrscht wird. Ich bin jetzt ein anderer Mensch. Als ich jünger war, hatte ich fürchterlich Angst, jetzt nicht mehr. Ich habe diese Selbstzweifel überwunden."

Mit einem neuen Label und einem neuen Sound hat Orzabal mit seiner persönlichen Vergangenheit abgeschlossen (Curt Smith und er haben ihre Differenzen beigelegt und überdenken Angebote zu einer Reunion) und ist auf die Zukunft gespannt: "Mein Leben ist unkompliziert", sagt er und überträgt diesen Sinn für Leichtigkeit auf das Erfolgspotential von "Tomcats Screaming Outside" und einen stark frequentierten Markt. "Egal ob sich die Platte zehntausend oder hunderttausend oder eine Million Mal verkauft - ausgezeichnet. Ich bin nicht mehr so eitel wie früher und muß meinen Namen als Leuchtreklame lesen".

Roland Orzabal "Tomcats screaming outside"

KAT.-NR.: 0000159 EAG

LABEL: EAGLE RECORDS

VERTRIEB: EDEL